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Musik im Gottesdienst

Am 20. April spielt Hanjo Robrecht in der Vorabendmesse um 18 Uhr an der Orgel in der Kirche Herz Jesu Toccaten von Dietrich Buxtehude und Charles-Marie Widor.
Orgel Herz Jesu
Datum:
20. Apr. 2024
Von:
Marie-Theres Moritz

Mit dem „Sonntag des guten Hirten“ sind wir noch mitten in der Osterzeit. Dementsprechend schwungvoll fällt die Orgelmusik zu diesem vierten Sonntag der Osterzeit aus.

Dem entspricht der Typus der Toccata. Sie ist eine sehr prächtige Komposition und dem Charakter nach eine ausgeschriebene Improvisation. Die musikalische Struktur ist frei und geprägt durch schnelle virtuose Passagen aber auch vollgriffigen Akkorden. Heute bilden zwei berühmte Toccaten Anfang und Schluss.

Am Beginn steht die Toccata in F-Dur, die Dietrich Buxtehude um 1700 in Lübeck komponierte.

Der Bayrische Rundfunk erstellte im Bereich Klassik ein Ranking der Top 99. Buxtehudes Toccata wurde darin aufgenommen. Begründung: weil kein anderer in dieser Zeit der Orgel so vogelwilde Töne entlockte. 

Buxtehude war nicht nur als Komponist, sondern auch als virtuoser Organist berühmt. So berühmt, dass Johann Sebastian Bach die 465 Kilometer von Arnstadt nach Lübeck zu Fuß zurücklegte, nur um den siebzigjährigen Buxtehude einmal spielen zu hören. Zudem überzog Bach den genehmigten „Bildungsurlaub“ dort eigenmächtig um 12 Wochen, was ihm eine Menge Ärger in Arnstadt einbrachte, wo er in der Weihnachtszeit bei seiner ausgesprochen gut dotierten Organistenstelle fehlte.

Nachfolger von Buxtehude wollte Bach aber an der attraktiven Lübecker Marienkirche mit der berühmte Totentanzorgel nicht werden. Zu dieser Zeit war es üblich bei entsprechender Qualifikation in die Organistenstelle einzuheiraten. Bach fühlte sich aber zu Buxtehudes Tochter nicht gerade besonders hingezogen.

Ist Buxtehudes F-Dur Toccata typisch für den Norddeutschen Hochbarock, so ist das Schlussstück, die Toccata von Charles Maria Widor von 1897, die ebenfalls in F-Dur steht, das Paradebeispiel einer spätromantischen, französischen Orgeltoccata. Sie ist jetzt nicht mehr einer Fuge vorangestellt sondern Höhepunkt und Finale einer ganzen Orgelsymphonie. Der 5. Satz der Orgelsymphonie op. 42, 1 beginnt mit virtuosen Sechzehntel-Noten. Die Lautstärke geht allmählich zurück, bis nach einer Steigerung zum Fortissimo das Thema mit donnernden Oktaven im Pedal erscheint.

Die Komposition ist gewiss ein Highlight der gesamten Orgelliteratur.