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Erstaufführung nach 272 Jahren

Am 1. November (Allerheiligen) um 11 Uhr können Sie in der Herz Jesu Kirche erstmals wieder die Missa in D-Dur von Carlo Pietro Grua aus dem Jahr 1751 hören. Unser Kirchenmusiker Hanjo Robrecht hat die Komposition für Soli, Chor und Orchester entdeckt und redigiert.
Messe_Grua
Datum:
1. Nov. 2023
Von:
Marie-Theres Moritz

Die Aufführung von Carlo Pietro Gruas Missa in D ist ein besonderes Ereignis. Es gibt keinerlei gedruckte Noten und schon gar keine Tonaufnahmen davon. Die Existenz dieser Komposition war und ist weitgehend unbekannt. 

Die aus Italien stammende Familie Grua siedelte nach Düsseldorf über und war eng mit Jan Wellem verbunden. Pietro Luigi, der Onkel Carlos, war Kapellmeister der Hofkapelle des Kurfürsten Jan Wellem. Carlo Pietro, der als Kind nach Düsseldorf kam, erhielt seine umfassende musikalische Ausbildung bei diesem Onkel. Später wechselte er selbst als Kapellmeister an die Mannheimer Hofkapelle, wo er von nun an für die Kirchenmusik zuständig war. Einige seiner Oratorien aus dieser Zeit sind heute noch bekannt. Allerdings keine Messkompositionen, die es zweifellos geben musste, die bisher aber als verschollen galten.

Die Verbundenheit der Musikerfamilie Grua zu Düsseldorf ließ mich nach diesen Kompositionen suchen. Nach eingehender Recherche und einigen Umwegen, entdeckte ich seine Missa in D in der Universitätsbibliothek Kassel. Hier lagert die Partitur von 1751 in Carlo Pietros Handschrift. Anhand dieser Handschrift habe ich das Aufführungsmaterial angefertigt. Zunächst bedeutete das, die komplette Partitur am PC abzuschreiben, wobei auch Schreibfehler korrigiert werden mussten. Danach wurden die Stimmen der Instrumentalisten einzeln eingerichtet. Schließlich folgten die Chorstimmen und Gesangssolistennoten samt Text.

Diese Noten der Gesangsstimmen sind in der Partitur, wie damals üblich, in „alten Schlüsseln“, also C-Schlüsseln notiert. Die Schlüssel legen den Ton C fest und nicht den Ton G des heutigen Violinschlüssels. Das C des Soprans steht auf der ersten Linie, das C der Altstimme auf der dritten und das C der Tenorstimme auf der vierten Linie. So wurde früher notiert, um die sogenannten Hilfslinien zu vermeiden. Beim modernen Violinschlüssel, der den Ton G auf der zweiten Linie festlegt, hat ja schon das C1 eine Hilfslinie. 

Die Besetzung des Orchesters mit Trompeten und Pauken, Oboen und Streichern steht bei dieser Messe ganz in der Tradition der auf Pracht und Repräsentation angelegten Barockmusik. Gesangssolisten wechseln sich mit Chorabschnitten ab. Jeder einzelne Messteil schließt, wie ebenfalls im Barock üblich, mit einer Fuge ab. Der Komponist Carlo Pietro Grua zeigt hier seine ganze kompositorische Meisterschaft, was zugleich eine Herausforderung für die Chorsänger ist.

Hanjo Robrecht